In seiner Festrede würdigte Depold die große Weitsicht und soziale Verantwortung der Gründerin, die 1919 die AWO als Hilfe zur Selbsthilfe für die geschundene Bevölkerung nach dem 1.Weltkrieg ins Leben rief. „Mir geht so vieles durch Kopf und Herz“, habe Marie Juchacz bei der Gründung gesagt und hierbei vor allem die Not und das Elend der Kinder und Jugendlichen sowie besonders auch der Frauen im Blick gehabt. Als eine der ersten weiblichen Abgeordneten habe sie deshalb 1922 maßgeblich das neue Wohlfahrtsgesetz im Reichstag angeregt.
Das politische Ziel von Marie Juchacz war eine solidarische Gesellschaft ohne Almosen, mit Toleranz, Vielfalt und Gerechtigkeit sowie Gleichheit und Freiheit. Diesen Werten fühlt sich die AWO noch heute verpflichtet und daher betreiben wir nicht nur Seniorenheime, sondern kümmern uns auch um Kinder und Jugendliche, erklärte Depold. Die AWO betreibt Kindergärten und –krippen, betreut Kinder in den Grund- und Mittelschulen, betreibt Schulsozialarbeit und kümmert sich um minderjährige Flüchtlinge. Außerdem besitzt die AWO Heime für psychisch Kranke und sogar Sozialwohnungen.
Erfreut zeigte sich Depold, dass die SPD-Bundestagsfraktion die Initiative der AWO zur Beschränkung des Eigenanteils im Pflegefall aufgegriffen habe. Marie Juchacz wäre stolz auf ihre AWO, wenn sie auf das in vielen Gebieten Erreichte blicken könnte, meinte der Bezirksvorsitzende abschließend.
Lobende Worte für die AWO und deren Gründerin Marie Juchacz fand auch Regensburgs Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer. Staat und Politik könnten froh sein, dass es die AWO mit ihren vielen notwendigen Einrichtungen gibt. Tausende Ehrenamtliche und Mitarbeiter fühlten sich täglich den Grundwerten der AWO verpflichtet und leisten eine wichtige Arbeit. AWO-Mitglieder hätten sogar trotz des Verbots ihrer Organisation in der NS-Zeit notleidende Mitbürger unterstützt. Auch Regensburgs Landrätin Tanja Schweiger, die aus Termingründen erst am Nachmittag zum Familienfest kommen konnte, lobte die Arbeit der AWO und ihrer Ortsvereine im Landkreis in einem Grußwort.
Gemeinsam mit seinem Vorstandsteam sowie Bezirksgeschäftsführer Alois Fraunholz und der Bürgermeisterin enthüllte der Bezirksvorsitzende im Anschluss an den offiziellen Teil eine verkleinerte Nachbildung des Marie-Juchacz-Denkmals. Das Original wurde anlässlich der 100-Jahr-Feier in Berlin aufgestellt.
Neben dem Festakt erwartete die Besucher ein breit gefächertes kulinarisches sowie informatives und unterhaltsames Programm. Während im Festzelt das Trio Herzschlag die Gäste mit gekonnter Musik unterhielt, boten Mitglieder aus den Ortsvereinen im Aufenthaltsraum des Seniorenzentrums selbstgebackenen Kuchen und Kaffee an. Außerdem konnten die Besucher an Führungen durch das Seniorenzentrum teilnehmen oder an zehn Bildständen die 100-jährige Geschichte der AWO näher kennenlernen. Für die jüngsten Besucher hatten Mitglieder des AWO-Jugendwerkes einige Spielstationen, unter anderem das Herstellen von Riesenseifenblasen, aufgebaut. Ferner wurden an zwei Ständen nützliche und dekorative Artikel verkauft, die von den Bewohnern des Seniorenheimes bzw. eines AWO-Heimes für psychisch Kranke in Eichendorf bei Landau gefertigt wurden. Leider bereitete der plötzlich einsetzende Starkregen am Nachmittag dem fröhlichen Fest ein jähes Ende.